Losung für heute
Wer im Finstern wandelt und wem kein Licht scheint, der hoffe auf den Namen des HERRN!
Jesaja 50,10

Die Finsternis vergeht und das wahre Licht scheint schon.
1.Johannes 2,8

Sie sah nur noch die Füße – doch dann …

Nach Lukas 13, 10–17

Illustration: zizar2002 | istock

Wann hatte sie zum letzten Mal in den Himmel geschaut, Sterne gesehen, sich an Wolken, Regenbogen oder der aufgehenden Sonne erfreut? Lange, schon sehr lange war es her. Auf der Straße sah sie nur die Füße der anderen. Die Füße, den Schmutz – wem hatte sie zum letzten Mal in die Augen geschaut – außer den kleinen Kindern, die auf der Straße herumliefen und sie oft verspotteten? Ihr Rücken war krumm, ihr Nacken gebeugt, der Kopf so schwer, dass sie ihn nicht mehr halten konnte. Und alles an ihr und in ihr war müde.
Dabei war sie eine starke, aufrichtige, aufrechte Frau gewesen, war geachtet, bis die Krankheit sie immer weiter beugte. Erst den Rücken, dann den Nacken. Und irgendwann war der Kopf so schwer, dass sie ihn nicht mehr heben konnte. Es war nicht nur ihre Krankheit, die sie gebeugt hatte, es waren die Menschen, und sie selbst, die immer wieder die Schuld bei ihr oder ihren Eltern für dieses Gebrechen suchten. Welche Sünde hatten sie begangen, dass Gott sie so sehr schlug?
Die Leute machten einen Bogen um sie herum, es war immer dasselbe. Das kurze Innehalten, wenn die Füße näherkamen und in ihr Blickfeld gerieten. Dann das Ausweichen zur rechten oder linken Seite, die gemurmelten Worte, die an ihr Ohr drangen, sie waren selten freundlich. Das war auf der Straße, wie jetzt hier in der Synagoge, immer das gleiche. Um sie herum war nur der Boden, kein Fuß, kein langes Gewand der Pharisäer oder Schriftgelehrten. Sie hörte viele reden, aber niemand sprach mit ihr.
Doch – da kamen Füße näher, Füße in abgelaufenen Sandalen – kamen direkt auf sie zu – blieben stehen –. Was sollte das? Sie wurde ganz unruhig, das hatte sie lange nicht erlebt. Und dann berührten Hände ihren Kopf, strichen unendlich zart über Kopf und Nacken, ihren gebeugten Rücken. Eine Stimme sagte: „Frau, richte dich auf. Du bist erlöst von deiner Krankheit.“
Hatte sie das richtig gehört? Erlöst von ihrer Krankheit? Erlöst von den Demütigungen, ihrer Suche nach der eigenen Schuld? Ja, das hatte sie, sie spürte es sofort.
Eine Kraft durchströmte sie – unfassbar und stark – und richtete sie auf. Wirbel für Wirbel streckte sich, bis hinein in ihren Nacken – sie stand wieder aufrecht. Und dann? Langsam, ganz langsam hob sie ihren Kopf. Und sah in Augen, die sie mit einer unendlichen Liebe anschauten, ihr aufmunternd zulächelten. Sie hörte nicht das empörte Gerede der Besucher und Priester, heute war Sabbat und jegliche Arbeit verboten! Zum ersten Mal seit langer Zeit sah sie ihre Gesichter, ihr Staunen, ihre Fassungslosigkeit, sogar ihre Wut. Sie sah in viele ungläubige, hoffnungsfrohe, freundlich zugewandte Augen, konnte es immer noch nicht glauben, was ihr da geschehen war. Aufrecht stand sie da, frei.
Das war ein Gottesgeschenk! Und mitten hinein in diese Unruhe, diesen Lärm begann sie ein Loblied, ein Danklied zu singen, laut und kräftig, wie sie es früher auch gesungen hatte. Und dieser Mann, der sie auf so wunderbare Weise geheilt hatte, nickte ihr noch einmal freundlich zu, dann wandte er sich der Menge zu und legte ihr, in seinen Worten, die Schrift aus. „Gott will, dass allen Menschen geholfen werde, auch am Sabbat.“
Beate Schaller
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