Losung für heute
Zuflucht ist bei dem Gott, der von alters her ist.
5.Mose 33,27

Euer Herz erschrecke nicht! Glaubt an Gott und glaubt an mich! In meines Vaters Hause sind viele Wohnungen.
Johannes 14,1-2

Acht Jahrhunderte Kirche in Anhausen

13. Jahrhundert

Im 13. Jahrhundert wurde die Anhausener Kirche errichtet. Turm und Seitenarkaden sind aber älter. Sie stammen von einem Vorgängerbauwerk. Dieses Vorgängerbauwerk war vielleicht ursprünglich eine Halle, in der der König Abgaben aufbewahren lies, also ein kleiner Pfalzbau. Erbaut wurde die Kirche dann vermutlich von den Isenburgern.
Im weiteren Verlauf des 13. Jahrhundert wurde der Chor- oder Altarraum angebaut. Zu diesem Zweck öffnete man die bisherige westliche Kirchenwand und errichtete den großen romanische Bogen, der das Kirchenschiff mit dem Chorraum verbindet. Der Chorraum ist heute das Schmuckstück der Kirche. Hier im Chorraum befand sich bis zur Reformation ein Marienaltar.
Im 15. Jh. wurde dann die heutige Sakristei angebaut. Sie diente ursprünglich als Seitenkapelle, später auch als Brennstofflager für den Kachelofen und einige Jahre lang als Taufkapelle.

14. Jahrhundert

Im 14. Jahrhundert besaß die Kirche schon mindestens zwei Glocken. Das Alter der kleinen Glocke wird immer nur als „frühmittelalterlich“ bezeichnet. Die andere Glocke stammt wohl aus dem 14. Jahrhundert. Sie trägt die Inschrift „O rex gloriae veni cum pace!“ Übersetzt: „O König der Ehren komm mit Friede!“. Christus soll also kommen, um Frieden zu bringen. Möglicherweise erinnert diese Glocke an Zeiten des Krieges und des Grauens, die unser Kirchspiel im Mittelalter heimsuchten. Wie in der heutigen Zeit, so beteten die Menschen auch damals für den Frieden.
Einer alten Überlieferung nach wurde eine der beiden Glocken von den Anhausenern aus der Rengsdorfer Kirche gestohlen. Da der Klang der Glocke so schön war, wollten die Heimbacher sie kaufen und legten deshalb in der Kirche mit Goldmünzen ein Kreuz aus, das sich in der Längs- und in der Querrichtung durch die ganze Kirche zog. Aber auch auf dieses verlockende Angebot ließen die Anhausener sich nicht ein. Denn sie waren sich sicher, dass ihre Glocke „Gold und Silber in ihrem Klang“ habe.
Die dritte Glocke ist im Jahr 1953 in den Turm gekommen, nachdem ihre beiden Vorgänger jeweils im ersten und im zweiten Weltkrieg zu Kriegszwecken eingeschmolzen wurden.

15. Jahrundert

Seit dem 15. Jahrhundert, genauer gesagt seit dem Jahr 1473 haben die wiedischen Grafen in ununterbrochener Folge das Patronatsrecht der Anhausener Kirche inne. Ursprünglich gehörte zur Wahrnehmung des Patronatsrechtes die wirtschaftliche Grundausstattung der Pfarrei. So wurde für den Pfarrer ein so genannter Wittumshof gestiftet. Neben Hofgebäuden gehörte Land zu diesem Hof, das der Pfarrer nutzen oder verpachten konnte. Der Wittumshof ermöglichte es dem Pfarrer, seinen Lebensunterhalt zu bestreiten. Auch für den Erhalt der Kirche war der Patronatsherr verantwortlich. Andererseits erhielt er einen teil der Kircheneinkünfte, also des Zehnten. Von alledem ist bis heute das Präsentationsrecht des Patronatsherren erhalten geblieben: Wenn ein neuer Pfarrer (oder eine neue Pfarrerin) in Anhausen durch das Presbyterium gewählt ist, dann muss S.D. der Fürst zu Wied dieser Wahl zustimmen.
Ins 15. Jahrhundert ist möglicherweise auch der Ursprung der Geschichte der Heilung der Gräfin auf Braunsberg zurückzuführen. Als seine Gemahlin auf Braunsberg sterbenskrank gewesen sei, sei der Graf mit seinem Gefolge nach Anhausen in die Kirche gezogen. Noch während man in der Kirche betete, sei ein Bote von der Braunsburg mit der Nachricht in die Kirche gekommen, die Gräfin sei wieder gesund geworden. Deshalb wird im Kirchspiel Anhausen bis heute der zweite Januar, der Tag der Heilung, als Feiertag begangen.
Lesen Sie dazu ein historisches Gedicht: » Die Bittfahrt (pdf-Datei)

16. Jahrhundert

Leitgedanken waren: „Allein die Schrift“, also die Bibel, ist in Glaubensdingen maßgeblich. „Allein Christus“ hat uns Frieden mit Gott, unserem Vater, am Kreuz geschaffen. „Allein der Glaube“, und nicht unsere guten Taten helfen uns, diesen Frieden anzunehmen und in diesem Frieden zu leben.
Auf Betreiben von Graf Johann dem IV, einem Neffen des früheren Kölner Erzbischofs Hermann von Wied, gab es am 9. Februar 1556 eine erste Visitation in Anhausen. Diese Visitation fand unter Leitung des Siegener Reformators Leonhard Wagner statt. Knapp wurde im Visitationsbericht vermerkt, dass die Gemeinde mit ihrem Pfarrer Georgius von Eichen „recht und wohl“ stehe, und er mit der Gemeinde ebenso.
Bei der Honnefelder Synode im Jahr 1564 wurde dann genauer festgelegt, was eine evangelische Kirchengemeinde ausmachen solle. Es wurde u.a. beschlossen: Die Reliquien sollten aus der Kirche entfernt werden. Das abergläubische Läuten gegen das Gewitter sollte unterbleiben. In den Predigten sollte „aufs fleißigste...vor Götzendiensten, Wallfahrten, Befragungen und Antworten der Zauberer“ usw. gewarnt werden. Die Kirchenältesten sollten die „Schwätzer, Tagediebe und Possenreißer auf den Friedhöfen und in den Kirchen“ ermahnen.
Das alles war dem Georgius von Eichen wohl zuviel: Er, der als letzter katholischer Pfarrer zugleich der erste evangelische Pfarrer in Anhausen war, hat die Gemeinde scheinbar kurz nach der Honnefelder Synode verlassen.

17. Jahrhundert

Das 17. Jahrhundert ist eine strenge Zeit gewesen.
So lesen wir in den Akten die Berichte der Visitationen, bei denen auch die Verfehlungen einzelner Gemeindeglieder geahndet werden. Beispielsweise lesen wir: „Philips der Schumacher zu Dahlhausen gehet kein mal in unser Kirch nach Anhausen...soll geben 12 Albus“ (= 12 Silbermünzen). Oder: „Peter Remer aus Reuschet, ein Flücher, Kirchenschläfer und nicht in der Visitationspredigt gewesen, soll geben 36 Albus.“ Oder: „Johan Willem Britz von Reuschet nach genossenem h. Abendmahl sogleich zur Sayner Kirmes gangen und des nachts in Isenburg ein Weibsperson beschriden, ist sonst ein wilder Mensch, soll geben ein Reichstaler.“ Darüber hinaus ist die Liste der sog. Kirchenschläfer, also der Kirchspielbewohner, die während des Gottesdienstes einschliefen, und dafür bestraft wurden, lang.
Tief erschüttert lesen wir die Nachrichten von den Hexenprozessen des 17. Jahrhundert. Im Jahr 1644 wurden zwei so genannte Hexen aus unserem Kirchspiel gefangen genommen und später hingerichtet. Es handelt sich um Thieß Gretgen aus Rüscheid und die scheel (also schielende) Elß aus Meinborn. Unter der Folter haben sie allerlei Dinge zugegeben, insbesondere für Krankheit und Tod von Vieh anderer Bauern verantwortlich zu sein. In unseren Dörfern hat es Menschen gegeben, die diese Frauen denunziert haben. Auch Pfarrer unserer Gemeinde haben sich damals an diesen Hexenverfolgungen beteiligt.

18. Jahrhundert

Im 18. Jahrhundert hören wir das erste Mal von der Orgel und der Kirchturmsuhr.
Die erste Orgel wurde im Jahr 1716 bei Christoph Lupp in Neuwied gekauft. Gegen Ende des gleichen Jahrhunderts (im Jahr 1797) wurde eine neue Orgel angeschafft, die von Christian Ernst Schöler aus Bad Ems gebaut wurde. Im Jahr 1900 wurde ein Orgelbaufonds gegründet. Der Anhausener Jünglingsverein (Vorgänger des Burschenvereins) führte extra ein Theaterstück auf, um Geld in den Fonds einzahlen zu können. 1904 konnte die neue Orgel bei Gustav Rassmann gekauft werden. Unsere heutige Orgel wurde 1978 bei der Firma Günter Hardt angeschafft. Sie hat elf Register und 832 Pfeifen.
Von einer Kirchturmsuhr lesen wir ebenfalls zu Beginn des 18 Jh. erstmalig. Aus dem Jahr 1704 hören von den Aufgaben des Kirchspielsschullehrers. Er übt auch das Amt des Küsters aus und muss deshalb auch die Kirchturmsuhr stellen und schmieren. Heute werden die schönen alten Zeiger der Uhr an der Südseite des Turmes von einer Funkuhr bewegt.

19. Jahrhundert

Im 19. Jahrhundert waren die Menschen bei uns sehr arm. Verschiedene Dinge wurden unternommen, um etwas gegen die Armut zu tun.
So verfügte der Anhausener Friedrich Kray im Jahr 1855, dass seine sämtlichen Felder, Wiesen und Gärten dem Kirchspiels-Armenfonds übergeben würden. Von den Pachterträgen sollten die Armen aus dem Kirchspiel und der Gustav Adolf Verein, der sich um evangelische Minderheiten in überwiegend katholisch geprägten Gegenden kümmert, unterstützt werden.
Ein Jahr später, im Jahr 1856, wurde in einem kleinen Turm außerhalb des Dorfes ein Waisenhaus eingerichtet. Der Turm, der etwa in Höhe des heutigen Wasserbehälters stand, hatte bis 1852 als optischer Telegrafenturm gedient. Nun richtete die Evangelische Kirche hier ein Heim für bis zu 14 Waisenkinder ein. Später siedelten die so genannten „Zöglinge“ nach Oberbieber um. Heute kennen wir die Einrichtung als „Kinder- und Jugendhilfe Oberbieber“.
Als zu der gleichen Zeit von etwa 300 Grundbesitzern im Kirchspiel weit über 80 von Hypothekenschulden gedrückt wurden, gründeten am 27. März 1862 Ortsbürgermeister, Gerichtsschöffen, Pfarrer, Lehrer und andere Personen den Darlehnskassenverein Anhausen. Unterstützt durch Friedrich Wilhelm Raiffeisen konnte der Verein bedürftigen Kirchspielsbewohnern günstige Darlehen gewähren. Später entwickelte sich der Verein weiter zu einer Bezugsgenossenschaft. Der Vorsitzende des Vereins war der Anhausener Schultheiß Krämer. Pfarrer Renckhoff, dessen Grabstein noch heute neben der Kirche steht und der ein Schwager Raiffeisens war, setzte sich im Aufsichtsrat sehr für den Verein ein.

20. Jahrhundert

Zwei Pfarrer mit ihren Familien haben im 20. Jahrhundert besonders lange in Anhausen gewirkt: Pfr. Johannes Graeber von 1922 bis 1958 und Pfr. Klaus Schumacher von 1964 bis 1995.
In die Amtsperiode von Pfr. Graeber fiel die Zeit des Nationalsozialismus. Pfr. Graeber und das Anhausener Presbyterium gehörten zur Bekennenden Kirche. Sie war der Teil der Evangelischen Kirche, der sich durch die Nationalsozialsten nicht für deren Zwecke vereinnahmen lassen wollte. Dieses Engagement brachte Pfr. Graeber viele Nachteile, bis hin zur Gefängnisstrafe. Pfr. Graeber wirkte in verschieden Gremien der Bekennenden Kirche mit. In der Zeit des Nationalsozialismus wurden die im Kirchspiel Anhausen lebenden Juden vollständig vertrieben oder deportiert. Die letzte aus Anhausen stammende und heute noch lebende Jüdin, Hanna Engel, geb. Levy, wohnt heute in Israel. Die Kirchengemeinde hält den Kontakt zu ihr aufrecht.
Der Sohn von Pfr. Johannes Graeber, Pfr. Martin Graeber aus Niederbieber, fasste die Amtszeit von Pfr. Schumacher unter anderem so zusammen: Während zu den Zeiten seiner Eltern die Kirchengemeinde nur vom Pfarrer und seiner Frau organisiert worden waren, hatte sich unter Pfr. Schumacher ein derartiger Wandel ergeben, dass nun über einhundert Gemeindemitglieder ehrenamtlich in Gruppen, Kreisen und Diensten der Kirchegemeinde engagiert sind. Dazu kommen weit über 20 Angestellte in den Kindergärten, im Büro, als Organistin und nicht zuletzt als Küsterin.
Darüber hinaus gab es gegen Ende des 20. Jahrhundert eine Öffnung der Kirchengemeinde. Es wurden gute Kontakte zu anderen Kirchen und Gemeinden geknüpft. Ab den 60er Jahren gab es Kontakte und Begegnungen mit der Partnergemeinde in Schönwalde, in der damaligen DDR gelegen.
Außerdem gab es Besuch und Austausch mit Christinnen und Christen in Rumänien, Ungarn, Frankreich, Jordanien, Kamerun, West-Papua. Seit 1996 ist eine Mitarbeiterin diakonisch an der Seidenstraße tätig. Sie baute verschiedene Entwicklungshilfe- Projekte mit auf und begleitet junge Christengemeinden.
Im nächsten geografischen Umfeld ist vor allem die enger werdende Gemeinschaft mit der Katholischen Pfarrgemeinde Isenburg-Anhausen zu nennen. Gegen Ende des 20. Jahrhundert wuchs die Zahl der Katholiken im Kirchspiel. Sie feiern seit vielen Jahren einmal im Monat in der Kirche Gottesdienst. Im Laufe der Zeit entstand ein gutes ökumenisches Miteinander mit dem Ziel, Jesus Christus gemeinsam zu loben und zu verkündigen.

Literatur

Wer mehr über die Geschichte (der Kirche) von Anhausen wissen möchte, nehme folgende Bücher zur Hand:
  • Arno Schmidt und Karl Henn, Anhausen – fränkische Siedlung an alter Rheinstraße
  • Pfr. Löhr, Geschichte des Kirchspiels Anhausen
  • Albert Hardt, Im Wiedischen Land
Andreas Laengner
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